BACKYARD - THOMAS KUTSCHKER

BACKYARD ist eine spontane Beobachtung in einer Einstellung, ganz so wie man im Alltag schaut. Der Titel "Hinterhof" bezieht sich dabei auf die reale Situation vor Ort: das Geschehen auf der Rückseite eines Hotels in seiner ganzen Bandbreite; wie auch auf das geflügelte Wort von "Afrika, als dem Hinterhof Europas".

Die filmische Form der Beobachtung hat viele Varian-ten: die ethnografische, voyeuristische, dokumentar-ische. Dieser Film erinnert an die Aufnahmen von Über-wachungskameras. Die Dramaturgie ist vorgegeben von den alltäglichen Abläufen und zu Beginn der Beobach-tung unbekannt. Der Reiz des Entdeckens, Begleitens und Beobachtens wird ungefiltert aufgezeichnet. Die Bewegungen der Kamera verfolgen, oder wechseln das Geschehen; sind aber nachvollziehbar, da sie spontan und ohne Schnitt geschehen. Diese verletzliche Form entspricht den unbeobachteten Alltagsgeschehnissen. Das changieren zwischen (heimlicher) Beobachtung und Respekt leitet über zu einem weiteren Themenkom-plex, der Videoüberwachung. Die Dauer des Kamera-blicks bricht allerdings diese klassische Rollenverteil-ung.

Das mäandern zwischen den Mini-Szenen führt zu einer Geschichtenbildung: zu einer Annäherung an die Beob-achteten. Die Dauer des Bilderstroms bedingt auch eine Hinterfragung eben dieser Zusammenhänge. Die Seh-gewohnheit erwartet, da§ etwas passieren wird. Etwas unvorhergesehenes, grosses. Auch das hält den Zuschauer am Ball, am Film - doch es geschiet nichts aufregendes. Allerdings erfährt man viel über diese und seine eigene Gesellschaft, wenn man einfach hinschaut ... und vergleicht; mit dem was man kennt, was man erwartet.